Nachhaltigkeit und große Marken
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort, sondern der Schlüssel zu unserer Zukunft auf diesem Planeten. Du hörst bestimmt ständig Begriffe wie „CO₂-Fußabdruck“, „ökologische Auswirkungen“ oder „Energieverbrauch“. Aber was bedeuten sie eigentlich für die Produkte, die Du kaufst – von der Milch, die Du morgens trinkst, bis hin zum Elektroauto, das Du zur Arbeit fährst oder den Pflegeprodukten, die Du täglich benutzt?
In diesem Artikel schauen wir uns an, wie verschiedene Branchen – von Molkereiprodukten über Elektro- und Hybridautos bis hin zu Fast Fashion und Körperpflege – wichtige Nachhaltigkeitskennzahlen angehen: CO₂-Fußabdruck, Recyclingraten, Energieverbrauch, Lieferketten-Abfälle, Nachhaltigkeits-Dashboards und Wassermanagement.
Außerdem geben wir Dir ein paar Beispiele von Marken, die hier schon eine Vorreiterrolle spielen.
Wichtige Nachhaltigkeitskennzahlen verstehen
CO₂-Fußabdruck und ökologischer Einfluss
Dein CO₂-Fußabdruck zeigt, wie viel Kohlendioxid (CO₂) und andere Treibhausgase durch Dein Handeln oder die Herstellung eines Produkts freigesetzt werden. Ein großer CO₂-Fußabdruck beschleunigt den Klimawandel, ein kleiner Fußabdruck ist dagegen besser für die Umwelt. Der „ökologische Einfluss“ ist noch etwas weiter gefasst: Er beschreibt, wie menschliche Aktivitäten ganze Ökosysteme verändern – vom Ausstoß von Treibhausgasen bis zur Land- und Wassernutzung.
Gerade in der Milchindustrie spielt der CO₂-Fußabdruck eine große Rolle. Kühe produzieren Methan, ein sehr starkes Treibhausgas. Deshalb investieren Molkereiunternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, oft in Technologien zur Reduzierung von Methanemissionen, verbessern die Futterqualität und gewinnen Biogas aus Gülle. Der französische Konzern Danone beispielsweise will bis 2050 klimaneutral werden.
Dafür arbeiten sie eng mit Landwirt*innen zusammen, setzen auf regenerative Landwirtschaft und sorgen so dafür, dass Böden mehr CO₂ binden können.
Bei Autos wiederum geht es bei Elektrofahrzeugen (EVs) vor allem darum, den CO₂-Ausstoß zu senken, da beim Fahren selbst kein Auspuffgas entsteht. Bekannte Marken wie Tesla oder Nissan (mit dem Modell Leaf) setzen auf verbesserte Batterietechnologie und erneuerbare Energiequellen.
Hybridfahrzeuge wie der Toyota Prius kombinieren Elektro- und Verbrennungsmotor, verringern so den Spritverbrauch und damit auch den CO₂-Fußabdruck.
Energieverbrauch und Ladungsdichte
Der Energieverbrauch gibt an, wie viel Energie ein Unternehmen oder Produkt im gesamten Lebenszyklus benötigt – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung bis hin zur Nutzung. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Ladungsdichte: Also wie viele Produkte in einen LKW oder Container passen, damit weniger Transporte nötig sind und somit weniger Energie verbraucht wird.
Manche Unternehmen wie Arla Foods in Europa arbeiten an effizienten Logistiksystemen, um den Laderaum optimal zu nutzen und so die Emissionen bei jedem Transport zu senken. Elektroauto-Hersteller wie Tesla schauen nicht nur auf den Energiebedarf in der Produktion, sondern auch auf die Energie, die beim Laden der Fahrzeuge genutzt wird.
Deshalb setzen sie zum Beispiel auf Solarenergie, empfehlen Hauseigentümer*innen, ebenfalls Solar zu installieren, und betreiben möglichst viele ihrer Supercharger mit erneuerbaren Energien.
Recyclingraten und Einsparpotenzial
Die Recyclingrate sagt Dir, wie viel eines Produkts oder seiner Verpackung tatsächlich recycelt wird. Gerade in der Modeindustrie (insbesondere Fast Fashion) entsteht viel Textilmüll. Marken wie H&M betreiben deshalb Sammelaktionen für alte Kleidung, damit diese entweder wiederverwendet oder recycelt werden kann. Das hebt nicht nur die Recyclingquote, sondern sensibilisiert auch für die Probleme von Wegwerfmode.
Unter „Einsparpotenzial“ versteht man einerseits finanzielle Einsparungen bei Unternehmen, die auf Ökoinitiativen setzen, aber auch das Einsparen von Ressourcen wie Wasser, Energie und Rohstoffen.
Das Unternehmen The Body Shop legt zum Beispiel Wert auf nachfüllbare Verpackungen und Rohstoffe aus fairem Handel, was nicht nur Plastikmüll reduziert, sondern langfristig auch Energiekosten senken kann.
Produkterfassung und weniger Abfall in der Lieferkette
Spezifische Produkte nachverfolgen
Produkttracking heißt, dass ein Artikel von der Quelle seiner Rohstoffe bis zum Endverbraucher rückverfolgt werden kann. In Branchen mit komplexen Lieferketten, wie etwa der Milchindustrie oder Mode, ist das besonders wichtig. Molkereiunternehmen wie Organic Valley zeichnen genau nach, woher ihre Milch kommt, um hohe Standards bei Tierwohl, Antibiotikaeinsatz und Bodengesundheit zu gewährleisten.
Im Automobilsektor wird heute besonders auf die Herkunft von Batterie-Rohstoffen geachtet. Lithium und Kobalt müssen verantwortungsvoll und umweltschonend abgebaut werden.
BMW ist hier ein gutes Beispiel: Die Firma legt offen, von welchen Kobalt-Lieferanten sie bezieht, und arbeitet an einem geschlossenen Recyclingkreislauf für Batterien.
Abfall in der Lieferkette
Wenn Produkte schon vor Erreichen des Endkundens entsorgt werden müssen – zum Beispiel wegen Überproduktion, Verderb oder Transportschäden – spricht man von Abfall in der Lieferkette. In der Molkereiindustrie kann viel Milch verloren gehen, wenn die Kühlung oder Lagerung nicht funktioniert. Verbesserte Kühlanlagen und schnellere Lieferungen können diesen Verlust deutlich verringern.
In der Fast-Fashion-Branche entstehen Lieferketten-Abfälle etwa durch Überbestände in den Filialen oder nicht reparierte, fehlerhafte Ware. Ein Vorreiter in puncto Reparatur und Wiederverwertung ist Patagonia (zwar kein Fast-Fashion-Label, aber wegweisend), das mit seinem „Worn Wear“-Programm alte Kleidungsstücke repariert und recycelt.
In der Körperpflegebranche reduziert Lush Verpackungsmüll, indem sie feste Shampoo-Bars und andere „nackte“ Produkte ohne Plastikverpackung anbieten.
Nachhaltigkeits-Dashboards und Wassermanagement
Die Rolle von Nachhaltigkeits-Dashboards
Nachhaltigkeits-Dashboards (oder Scorecards) sind wie Zeugnisse, in denen Firmen ihren CO₂-Ausstoß, ihren Energieverbrauch, ihre Recyclingquoten oder auch ihren Wasserverbrauch zusammenfassen. Oft erscheinen sie in jährlichen Nachhaltigkeitsberichten und geben Dir als Verbraucher*in einen Einblick in die tatsächliche Umweltleistung eines Unternehmens.
Autokonzerne wie Ford und General Motors veröffentlichen beispielsweise ausführliche Berichte, in denen sie über ihre Elektro- und Hybridmodelle, ihren Energieverbrauch in Werken oder auch den Einsatz von Kunststoff in den Fahrzeuginnenräumen informieren. Molkerei-Riesen wie Nestlé zeigen, wie viel Wasser und Energie sie in ihrer Milchproduktion verbrauchen und an welchen Stellen sie einsparen wollen.
Auch Fast-Fashion-Unternehmen wie Zara (Inditex) haben begonnen, Umweltziele offenzulegen, obwohl ihr schnelles Modekonzept nach wie vor stark kritisiert wird.
Wassermanagement in verschiedenen Branchen
Wasser ist ein begrenztes Gut, doch viele Produktionsprozesse schlucken Unmengen davon. In der Milchindustrie braucht es Wasser für die Viehhaltung, das Reinigen von Geräten und die Verarbeitung von Milch. Viele Hersteller setzen auf Wasserkreislaufsysteme und präzisere Bewässerung auf den Farmen, um Wasser einzusparen. Danone beispielsweise investiert in den Schutz von Wassereinzugsgebieten und arbeitet mit Landwirt*innen zusammen, damit sauberes Wasser auch langfristig verfügbar bleibt.
Bei der Herstellung von Elektroautos kommt Wasser in verschiedenen Prozessen zum Einsatz, etwa beim Reinigen und Kühlen von Bauteilen. Einige EV-Werke haben mittlerweile geschlossene Wasserkreisläufe, damit nur noch wenig frisches Wasser benötigt wird. Auch Hybridhersteller gehen diesen Weg und entwickeln neue Beschichtungen oder Produktionsverfahren mit weniger Lösungs- und Reinigungsmitteln.
Fast Fashion ist vor allem beim Färben von Textilien für hohe Wasserverschmutzung und -verbrauch bekannt. Levi’s verfolgt mit seinem „Water<Less“-Programm das Ziel, deutlich weniger Wasser bei der Jeansproduktion zu verwenden und so Millionen Liter pro Jahr zu sparen. Bei der Körperpflege sind viele Prozessschritte ebenfalls wasserintensiv – vom Mischen der Formulierungen bis hin zum Reinigen der Anlagen.
L’Oréal hat sich zum Beispiel vorgenommen, durch interne Wasserkreisläufe und neue Technologien deutlich weniger Frischwasser zu nutzen.
Beispiele aus der Praxis und ein Blick nach vorn
Marken, die etwas bewegen
- Danone (Molkerei): Will bis 2050 klimaneutral werden und setzt auf regenerative Landwirtschaft.
- Tesla (Elektroautos): Pionier bei erschwinglichen E-Fahrzeugen, investiert in erneuerbare Energien und betreibt Gigafactories mit Solar- und Speichertechnik.
- Toyota (Hybridautos): Der Prius war der Wegbereiter für den Massenmarkt-Hybrid und hilft Millionen Fahrer*innen, Emissionen zu senken.
- H&M (Fast Fashion): Bietet Sammelstellen für alte Kleidung an, wird aber noch für das große Produktionsvolumen kritisiert.
- Patagonia (Outdoor-Bekleidung): Zwar keine Fast-Fashion-Marke, aber führend bei Nachhaltigkeit und Reparaturinitiativen anstelle von Neukäufen.
- The Body Shop (Körperpflege): Setzt auf wiederverwendbare Verpackungen, ethische Rohstoffe und faire Handelsbeziehungen..
Diese Beispiele zeigen, dass selbst große Unternehmen ernsthaft an ihrer Umweltleistung arbeiten. Trotzdem gibt es weiterhin viel Luft nach oben und viele andere Marken stehen noch ganz am Anfang.
Als Verbraucher*in kannst Du den Fortschritt beschleunigen, indem Du Fragen stellst, nach Nachhaltigkeitsberichten suchst und Marken unterstützt, die wirklich etwas gegen ihren ökologischen Fußabdruck tun wollen.
Warum das alles wichtig ist
Ob niedriger CO₂-Fußabdruck, hohe Recyclingraten, bessere Ladungsdichte, weniger Lieferketten-Abfall, transparente Nachhaltigkeits-Dashboards oder intelligentes Wassermanagement – alles zahlt auf eine gesündere Umwelt ein.
Gleichzeitig zeigt sich ein Wandel in der Denkweise der Unternehmen: Profit ist nach wie vor wichtig, aber immer mehr Firmen erkennen auch die sozialen und ökologischen Kosten ihres Handelns. Noch ist viel zu tun, aber wenigstens findet die Diskussion nun statt. Und es liegt auch an Dir, die Entwicklungen positiv zu beeinflussen und Unternehmen zu unterstützen, die wirklich nachhaltige Schritte unternehmen.
Quellen
- Danone Sustainability Commitments
- Tesla Impact Report
- Nissan Leaf Official Page
- Toyota Prius Environmental Initiatives
- H&M Garment Collecting Program
- Patagonia Worn Wear
- The Body Shop Sustainability
- Arla Foods Sustainability
- Organic Valley Mission
- BMW Group Sustainable Supply Chain
- Lush Naked Products
- Levi’s Water<Less
- Nestlé in Society
Bild
- Tim Samuel, Pexels
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