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Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen so wichtig sind 


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26 Apr, 2024

This post was originally published on Peppermynta

Warum gibt es in Rumänien so viele Straßenhunde und wie können Kastrationen ihnen helfen? Peppermynta hat eine Kastrationsaktion begleitet und durfte erleben, wie eine Gemeinde zusammen mit Tierschutzvereinen nachhaltige Veränderung erwirkt.

In Rumänien leben, laut PETA mit geschätzten 600.000 Straßentieren, die meisten in ganz Europa. Die Organisation berechnet, dass nur ein Hund und seine Nachkommen in sechs Jahren bis zu 67.000 weitere Hunde zeugen können. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen, auch laut WHO, sind flächendeckende Kastrationen nach dem Prinzip »Fangen, Kastrieren, Freilassen«.

Straßenhunde in Rumänien – Warum gibt es überhaupt so viele Straßenhunde?

Der Ursprung dieser prekären Situation liegt in der Politik der 70er Jahre, die vorsah, Menschen aus Dörfern in Städte umzusiedeln. Hunde und Katzen wurden notgedrungen in den Dörfern zurückgelassen, wo sie sich unkontrolliert vermehren konnten.
Heute leben viele Menschen in Rumänien in großer Armut, sodass selbst Tiere mit Familienanschluss teils Hunger leiden oder krank sind. Dass Welpen ausgesetzt und alte oder kranke Hunde »ausgemustert« werden, ist eher auf die Armut und Perspektivlosigkeit der Menschen zurückzuführen als auf Gleichgültigkeit. So hat auch das 2014 erlassene Gesetz zur verpflichtenden Kastration und Registrierung von Haustieren wenig bewirkt: Viele Menschen können sich gar keine Kastrationen leisten.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

Kastrationen in Rovinari – Hunde und Katzen werden kostenlos kastriert

Auch die öffentlichen Gelder sind in rumänischen Gemeinden leider schlichtweg zu knapp, um regelmäßige Kastrationsaktionen zu finanzieren. Daher haben einige Städte Initiative ergriffen, indem sie auf Tierschutzvereine zugegangen sind. So begann die Zusammenarbeit der Gemeinde Rovinari mit den Vereinen Freundeskreis BrunoPet e.V. und Tiere in Not Austria e.V. Seit 2021 werden in der Industriestadt im Süden Rumäniens zweimal jährlich so viele Haus- und Straßentiere wie möglich kastriert. Stillgelegte Mienen und weitläufige Fabrikgelände sind hier die Heimat für zahlreiche Rudel. Die große Straßenhundpopulation und streunende Katzen gehören in dieser ärmlichen Gegend zum Stadtbild.

Kastrationen für den Tierschutz – Großer Anklang bei der Bevölkerung

Zur letzten Kastrationsaktion bin ich als Teammitglied des Freundeskreis BrunoPet e.V. zum ersten Mal in Rovinari. Bereits für den ersten Tag sind über 90 private Hunde und Katzen angemeldet. Schnell wird klar: Es besteht Interesse und die kostenlosen Kastrationen werden dankend angenommen. Die Menschen sind froh, dass sich ihre Tiere nicht weiter vermehren können. Das Tierheim liegt am Stadtrand, wer kein Auto hat, kann sein Tier auch zur Abholung anmelden. Manche Anwohner:innen bilden Fahrgemeinschaften, um ihre Tiere zur Kastration zu bringen. Andere kommen zu Fuß aus einer Siedlung in der Nähe und tragen ihre Katzen und Hunde auf dem Arm oder in zu Transportboxen umfunktionierten Pappkartons.
Den Menschen fällt es sichtlich schwer, ihre Tiere hier für mehrere Stunden abzugeben. Viele haben sich Kaffee mitgebracht und möchten warten, auch wenn die Wartezeit teilweise stundenlang ist. Sie sitzen bei ihren Tieren vor der Praxis, erkundigen sich, wo wir herkommen und was wir machen und tauschen sich mit den Mitarbeiter:innen des Tierheims aus. Einige Anwohner:innen haben zwar keine eigenen Haustiere, aber führen uns zu Orten, an denen noch unkastrierte Hunde leben.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

400 km für 7 kastrierte Hunde – Jeder Hund zählt

Von den vielen berührende Momenten mit Menschen und Tieren in Rovinari ist mir eine Geschichte besonders im Kopf geblieben. Eine ca. 70 Jahre alte Dame lebt in einem idyllischen Dorf in einer Gegend, in der bisher noch nicht kastriert wurde. Auf ihrem kleinen Grundstück beherbergt sie ein Rudel von neun Straßenhunden. Die Tiere dürfen bei ihr in Sicherheit leben, werden von ihr gefüttert und dürfen sogar nachts im Haus schlafen.
Über einen lokalen Tierschützer hat die Dame von der Kastrationsaktion gehört und uns kontaktiert. Der junge Mann führt uns in das kleine Dorf und übersetzt zwischen uns. Die Frau kann sechs der neun Hunde anfassen und für uns in Boxen setzen. Eine scheue Hündin können wir mit der Falle einfangen, die übrigen zwei Hündinnen können wir leider auch mit dem leckersten Nassfutter nicht überzeugen. Wir versprechen der Frau, dass wir wiederkommen, um auch diese zwei zu kastrieren.
Beim Abschied weint sie, wünscht jedem einzelnen Hund viel Glück und fragt uns dreimal, ob wir die Hunde auch wirklich wieder zurückbringen. Die Tatsache, dass sie zum Wohle der Hunde sogar das Risiko eingeht, dass wir sie ihr möglicherweise nicht zurückbringen, berührt uns sehr. Am nächsten Morgen geht es für uns und ihre sieben frisch kastrierten Hunde zurück. Die Frau erwartet uns schon am Gartentor und winkt uns freudig zu. Die zahmste Hündin und ihre Favoritin, Piccolina, darf zuerst aussteigen. Freudestrahlend nimmt die Frau sie auf den Arm, während die anderen sechs es sich wieder in »ihrem« Garten gemütlich machen.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

Nachhaltige Veränderung durch Kastrationen – Ein Leben in Freiheit & Sicherheit

Am letzten Tag besuchen wir noch eines »unserer« Rudel an einer Miene am Stadtrand. Als unsere Vereinskolleginnen im Frühjahr 2021 zum ersten Mal auf die Miene aufmerksam wurden, lebten hier unzählige Hunde, die sich bis dato ungebremst vermehren konnten. Selbst die alteingesessenen Tierschützerinnen waren fassungslos beim Anblick der geschätzten 400 Tiere, die sich auf das mitgebrachte Futter stürzten. Damals kam es zu Revierkämpfen, die Hündinnen waren ausgemergelt, Welpen und verletzte Tiere hatten wenig Chancen. Seit 2021 wird hier zweimal im Jahr kastriert und der Verein finanziert regelmäßige Futterlieferungen mit.
Heute ist die Szene nicht wiederzuerkennen. Als wir morgens ankommen, kommen lediglich eine Handvoll Hunde verschlafen aus ihren Ecken, um uns zu begrüßen. Sie lassen sich streicheln und fordern uns sogar zum Spielen auf, bevor sie sich gemächlich etwas Futter abholen. Das Rudel hier besteht nur noch aus ca. 70 Hunden, nur zwei von ihnen tragen keine Ohrmarke, sind also noch nicht kastriert. Die Hunde sind wohlgenährt, weit und breit sind keine Welpen oder Junghunde zu sehen. Wir sehen uns ungläubig an, als ein paar Hunde sogar miteinander spielen – das wäre damals unvorstellbar gewesen. Unser »Mienen-Rudel« ist ein Symbolbild für den nachhaltigen Wert der Kastrationen: Die Lebensqualität der Hunde an diesem Ort hat sich bedeutend verbessert. Hier werden sie geduldet, gefüttert, und führen ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und in Sicherheit.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen von Hunden so wichtig sind. Vermehrung von Straßenhunden stoppen. Tierschutzvereine organisieren Kastrationsaktionen in Osteuropa. Die einzige Methode zur nachhaltigen Eindämmung der Populationen ist die flächendeckende Kastration nach dem Prinzip Fangen, Kastrieren, Freilassen.

Kastrationen – Nachhaltiger Tierschutz in Zusammenarbeit mit Einwohner:innen

Wer im Tierschutz aktiv ist, kennt vermutlich das Gefühl: An schlechten Tagen, oder wenn ich wieder einmal besonders schlimme Bilder gesehen habe, beschleicht mich oft das Gefühl, dass die eigene Arbeit doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Doch nach vier Tagen in Rovinari bin ich tatsächlich optimistisch gestimmt. Hier ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Stadt und Tierschutzvereinen entstanden. Natürlich gibt es in der Region immer noch viele Straßentiere. Doch insgesamt sind schon jetzt weniger Hunde unterwegs als noch vor zwei Jahren, und die Anzahl der Hunde mit Ohrmarken motiviert uns, dranzubleiben. Die Zufriedenheit der Hunde an den Mienen, das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier, sowie der Einsatz der Anwohner:innen machen Hoffnung. Wenn strukturelle Angebote geschaffen werden, werden sie gerne genutzt. Und der Anklang bei der Bevölkerung steigt: Für die kommende Kastrationsaktion sind bereits 300 private Tiere angemeldet.

Nachhaltigen Tierschutz unterstützen – so kannst du helfen

Allein in Rovinari kastrieren der Freundeskreis BrunoPet e.V. und Tiere in Not Austria e.V. zweimal im Jahr jeweils 300-400 Tiere. Eine Kastration kostet 35 Euro. Hierbei hilft den Vereinen jede noch so kleine Spende.

 

Fotos: Freundeskreis BrunoPet e.V., Alena Hellmann, Luca Hemkes, Anna Lehmann

 

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Der Beitrag Nachhaltiger Tierschutz in Rumänien – Warum Kastrationen so wichtig sind 
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