Die Erholungszeit nutzen, um etwas Gutes für andere zu tun
Die Sommerferien nähern sich – wie wäre es, diese zu nutzen, um etwas Wertvolles für andere Menschen zu tun?
Dazu gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Allerdings haben nicht alle der vorhandenen Optionen tatsächlich eine positive und langfristige Wirkung.
Deshalb ist es wichtig, gut nachzudenken, bevor man eine vergebliche oder sogar kontraproduktive Aktivität anstrebt.
Es wird geschätzt, dass zwischen 22% und 23% der Europäer über 15 Jahre in Freiwilligenarbeit involviert sind. Dieser Akt der Nächstenliebe ist lobenswert, sollte aber natürlich eine sinnvolle Verwendung finden.
Die folgenden Aspekte sollten daher beachtet werden.
Voluntourismus kann schädlich sein
Schon einmal den Begriff “Voluntourismus” gehört? Seit einiger Zeit ist dies bereits ein Trend, und die gesamte Voluntourismus Branche soll laut einer Studie global bis zu $2,6 Milliarden wert sein.
Dieser Trend wird jedoch zunehmend kritisiert – und das aus guten Gründen.
Voluntourismus ist im Wesentlichen eine Mischung aus Freiwilligenarbeit und Tourismus, daher die Namensgebung. Häufig beinhaltet es, ziemlich weit zu reisen. In vielen Fällen gehen die “Voluntouristen” in Entwicklungsländer und leisten Ferienarbeit, während sie gleichzeitig reisen.
Grundsätzlich ist es eine spannende Idee und nicht ganz abwegig.
Allerdings besteht die Gefahr des Voluntourismus darin, seine Zeit zu verschwenden und gleichzeitig dem Planeten zu schaden.
Aber wie kann das geschehen, wenn die Absichten doch gut sind?
Leider garantieren gute Absichten kein gutes und hilfreiches Ergebnis, wie man am folgenden Beispiel leicht erkennen kann.
Nehmen wir an, dass jemand von Frankfurt nach Bali einen Direktflug nimmt, um auf Bali verschmutzte Strände sauberzumachen. Allein durch die Anreise mit dem Flugzeug würde diese Person Emissionen von 1,76 Tonnen CO2 verursachen.
Hiermit hat man bereits eine schädliche Auswirkung auf die Umwelt. Schlimmer noch, es gibt zahlreiche Voluntouristen die sich nicht mit bedeutsamen Projekten befassen. Stattdessen amüsieren sie sich und verursachen noch mehr Müll, den die lokalen Gemeinden anschließend beseitigen müssen.
Aufgrund solcher Fälle kann es oft viel hilfreicher sein, Geld an vertrauenswürdige Organisationen zu spenden. Dadurch wird die Flugreise gespart und die Projekte können professioneller ausgeführt werden, oftmals durch Einheimische die dadurch Arbeit finden können. Darüber hinaus sollte man anstreben, die Abhängigkeit schwächerer Gemeinden auf Freiwilligenarbeit zu verhindern.
Mit diesem Rechner können die Emissionen, die durch eine Reise verursacht würden, vorab geprüft werden.
Bedeutungsvolle Projekte sind das A und O
Da die Gefahren des Voluntourismus nun aufgedeckt sind, ist der nächste wichtige Punkt, ein bedeutsames Projekt zu finden.
Genauer gesagt bedeutet das, die eigenen Schlüsselwerte und Fähigkeiten zu identifizieren. Als nächstes muss entschieden werden, wie diese ideal bei einem Projekt umgesetzt werden können. Wenn jemand beispielsweise eine tiefe Leidenschaft für Meeresschildkröten hat und körperlich fit ist, sind Projekte, bei denen das Ausbrüten von Baby-Schildkröten unterstützt wird, eine gute Wahl. Wichtig ist außerdem auch die lehrreiche, aufklärerische Komponente eines jeden Projektes.
Es ist wichtig Aktivitäten zu finden, die genau mit den persönlichen Überzeugungen übereinstimmen. Dann hat Freiwilligenarbeit das Potential, ein Projekt ideal zu unterstützen.
Außerdem wird man dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit die Ferien genießen, trotz der Arbeit – und nicht elendig schuften für das ferne “Gemeinwohl”. Motivation ist unentbehrlich und wird am besten dadurch erhalten, dass man sieht, wie die eigene Leidenschaft eine Umgebung positiv verändern kann.
Lokal unterstützen
Eine weitere Dimension ist der Standort des gewünschten Projekts.
Ist es weit weg, auf einer tropischen Insel? Oder ist es vielleicht nur ein paar Städte entfernt und man kann den Zug nehmen?
Diese Parameter haben einen großen Einfluss auf die Entscheidung, ob das Projekt insgesamt einen positiven oder negativen Einfluss auf die Umwelt und Menschen hat.
Es mag sehr verlockend sein, nach Costa Rica zu reisen und dort Freiwilligenarbeit zu leisten. Allerdings kann die sogenannte “Arbeit” darin enden, den ganzen Tag zu surfen und dem Planeten gar nicht zu helfen.
Andererseits gibt es immer lokale Hilfsorganisationen, die sich über Unterstützung freuen. Außerdem wird dann die Sprache garantiert kein Hindernis sein.
Die eigene Stadt oder Region zu unterstützen, kann mindestens genauso zufriedenstellend sein – wenn nicht sogar mehr.
Dadurch entsteht die Möglichkeit, mit der Organisation in Kontakt zu bleiben und die fortwährenden Entwicklungen zu sehen, die man selbst angestoßen hat.
Es ist also auf jeden Fall lohnenswert, lokale oder nationale Projekte in Betrachtung zu ziehen.
Letztendlich bleibt einem auch immer die Möglichkeit, eigene Projekte oder Organisationen zu gründen und sich mit gleichgesinnten Menschen zu verbinden.
Einfach nur Ferien?
Zuletzt sollte angemerkt werden, dass es definitiv kein Muss ist, seine Ferien zur Freiwilligenarbeit zu nutzen. Selbstverständlich ist es sehr wertvoll, seine Zeit und Energie einem guten Zweck zu spenden – man sollte sich aber nicht dazu gezwungen sehen.
Falls man jedoch tatsächlich an solchen Projekten interessiert ist, sollte man die oben aufgeführten Punkte im Kopf behalten. Dadurch kann man seine Sommerferien sinnvoll und glücklich verbringen, mit einem positiven Resultat für alle Beteiligten.
Um großartige, lokale Projekte zu finden, kann auf dieser Website gestöbert werden.
Falls es keine Resultate für den eigenen Standort gibt, bleiben einem noch zahlreiche virtuelle Möglichkeiten. Man sollte aber nicht vergessen, einfach mal persönlich bei Vereinen vorbeizuschauen und nachzufragen, wie man sie am besten unterstützen kann!
Um es mit den Worten von Albert Schweitzer auszudrücken: “Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern Freude, es tun zu dürfen.”
Interessiert an nachhaltigen Ferien? Dann ist hier unser Artikel über umweltbewusste Fernreisen.
- Hast du schon einmal an einem Ausflug für Freiwilligenarbeit teilgenommen? Falls ja, wie war diese Erfahrung und was hast du dabei gelernt?
- Was sind ein paar lokale Projekte, die du gerne unterstützen würdest?
- Hältst du es für wichtig, dass jeder einmal im Leben Freiwilligenarbeit leistet?
- Was für eine Art der Freiwilligenarbeit spricht dich an und wieso?
- Was für Tipps hast du für zukünftige Ehrenamtliche?
- Wärst du interessiert an virtuellen, freiwilligen Projekten?
Sources
- https://www.theguardian.com/news/2018/sep/13/the-business-of-voluntourism-do-western-do-gooders-actually-do-harm
- https://www.abc.net.au/news/2014-11-29/questions-raised-about-benefits-of-volunteer-tourism/5926344
- http://thevoiceoflondon.co.uk/voluntourism-a-billion-pound-industry/
- https://www.globalteer.org/voluntourism/
- https://epthinktank.eu/2016/10/20/volunteering-in-the-eu-plenary-podcast/
- https://blogs.volunteermatch.org/9-quotes-to-inspire-your-volunteers-and-yourself
- https://www.responsibletravel.org/wp-content/uploads/sites/213/2021/03/trends-and-statistics-2019.pdf
- https://www.volunteermatch.org/
- https://www.volunteermatch.org/
Image:
- Pexels – Cotombro
- Pexels – International Fund for Animal Welfare
- carbonfootprint.com – Carbon Footprint Calculator
In unserem direktem Umfeld Dinge zu bewirken wird oft unterschätzt …. Total oft fliegen die Menschen weit weg um Strände zu säubern, vergessen dabei aber wie schädlich so eine Reise für die Umwelt ist ….
Vielen Dank für Deinen Kommentar!… Das stimmt, wir vergessen, auf das Allgemeine zu achten und konzentrieren uns auf das Spezifische.