Eine Industrie der Transformation und Innovation: Die globale Investitionswelt der Ernährung und Landwirtschaft

Mit Roberto Vitón, Gründer und Geschäftsführer von Valoral Advisors

Wir starten mit den Grundlagen: wie heißt du, wo lebst du, was hast du studiert und was machst du beruflich?

Mein Name ist Roberto Vitón und ich lebe seit 2008 in Luxemburg. Zuvor habe ich in den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Vereinigten Staaten und Argentinien, wo ich geboren wurde, gelebt.

Ich habe Wirtschafts- und Finanzwissenschaften studiert und fühlte mich schon früh in meinem Berufsleben vom Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor und den Möglichkeiten, die Investmentwelt mit diesem wichtigen Sektor zu verbinden, angezogen.

Kannst du mir mehr über Valoral Advisors und dessen Mission erzählen?

Ich habe Valoral Advisors im Jahr 2010 gegründet. Seitdem besteht unsere Mission darin, Investoren dabei zu helfen, Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Lebensmittel und Landwirtschaft zu nutzen und gleichzeitig zur nachhaltigen Entwicklung des Sektors beizutragen.

Im Alltag bedeutet dies die Zusammenarbeit mit einem breiten Anlegerspektrum, darunter Familienunternehmen, unabhängige Vermögensverwalter und institutionelle Anleger, darunter Pensionsfonds, Staatsfonds und Entwicklungsfinanzierungsinstitute.

Die Beratungstätigkeit nimmt je nach den Bedürfnissen und Interessen unserer Kunden viele Formen an, kann jedoch typischerweise die folgenden vier Bereiche abdecken: Strategieberatung, Transaktionsdienstleistungen, Managementdienstleistungen und Marktforschung. Es erstreckt sich über die breite Wertschöpfungskette in der Lebensmittel- und Landwirtschaft durch die Linse verschiedener Vermögensstrategien, darunter auch Real Assets, Private Equity und Venture Capital.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deiner Arbeit bei Valoral Advisors – und umgekehrt? Wie definierst du Nachhaltigkeit im Bereich der Investitionsberatung?

Ich glaube, dass keine Branche so relevant für die erfolgreiche Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ist wie die Landwirtschaft.

Fast jedes einzelne Ziel hat einen Bezug zur Landwirtschaft: Die Entwicklung regenerativer landwirtschaftlicher Praktiken, die effiziente Nutzung von Wasser, der Schutz der biologischen Vielfalt, die Entwicklung ländlicher Gebiete sowie die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung gehören zu den wichtigsten Herausforderungen und Chancen diese Agenda erreichen.

In diesem Zusammenhang können Investitionen in die Agrarindustrie einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, privates Kapital für Investitionen im Einklang mit den Entwicklungszielen freizusetzen und in diesem Prozess Lösungen für die vielen Herausforderungen bereitzustellen, denen wir gegenüberstehen.

Als Anlageberater befürworten wir die nachhaltige Entwicklung des Lebensmittel- und Landwirtschaftssektors mit Schwerpunkt auf sozialer Verantwortung, Umweltverträglichkeit und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.

Das bedeutet, dass wir proaktiv nach Investitionsmöglichkeiten suchen, die gut zu einer Reihe spezifischer Wirkungsergebnisse passen, an denen unsere Kunden interessiert sind. Dies wird dann zu einem integralen Bestandteil unserer umfassenderen Bewertung.

Dabei geht es jedoch um mehr als nur das Ankreuzen von Kästchen: Beim Nachhaltigkeitsgebot im Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor geht es auch darum, zu erkennen, dass Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette bereits erheblichen Risiken ausgesetzt sind, die sich aus dem Klimawandel, der Degradierung natürlicher Ressourcen, höheren Betriebskosten usw. ergeben. Die Arbeit an einem nachhaltigeren Lebensmittelproduktionssystem ist auch für die langfristige Leistung von Vorteil.

Wie kamst du dazu, dich auf den Sektor der Ernährung und Landwirtschaft zu konzentrieren? Was macht diesen Bereich deiner Meinung nach besonders?

Wir sind seit vielen Generationen mit meiner Familie in der Landwirtschaft tätig. Heute betreiben wir weiterhin Landwirtschaft in Zentralargentinien und bauen verschiedene Getreide- und Ölsaaten an. Durch diese frühe Erfahrung habe ich meine Leidenschaft geweckt.

Ich könnte dir alle relevanten Zahlen darüber nennen, was die Landwirtschaft für unsere Welt bedeutet, aber was sie für mich letztendlich besonders macht, ist die Verbindung zur Natur, es ist die Freiheit und Frische, die man auf dem Land finden kann, und die Freude daran, Nahrung zu produzieren, die unser Planet bietet.

Was ist der Impact deiner Arbeit auf die alltäglichen Leben von Leuten wie in der Komoneed-Gemeinschaft?

Ich bin mir darüber im Klaren, dass der globale Investitionsbereich für Nahrungsmittel und Landwirtschaft nach wie vor eine Nische im riesigen Finanzuniversum bleibt und dass sich die meisten Menschen der Herausforderungen und Chancen unserer Branche nicht bewusst sind.

Daher bin ich davon überzeugt, dass wir das Bewusstsein weiter schärfen und die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessengruppen schaffen können, die ein Interesse an unserem Sektor haben, insbesondere im Zusammenhang mit allen laufenden Nachhaltigkeitsbemühungen.

Kannst du mir von spannenden Entwicklungen in deiner Industrie berichten? Wie werden diese deiner Einschätzung nach die weitere Entwicklung beeinflussen?

Ich verfolge unsere Branche seit fast zwanzig Jahren und habe viele Entwicklungen miterlebt. Es ist wichtig zu unterscheiden, was eine dauerhafte und transformative Chance sein kann und was ausgefallene Themen sind, die schnell aus der Mode kommen.

Ich glaube, dass wir in eine neue Phase der Entwicklung der Agrarindustrie eintreten, in der Bodenfruchtbarkeit und Agrobiodiversität eine zentrale Rolle bei der Art und Weise spielen werden, wie wir investieren und produzieren.

In diesem Zusammenhang gewinnt die regenerative Landwirtschaft – ein System landwirtschaftlicher Prinzipien und Praktiken, das darauf abzielt, die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens zu fördern und wiederherzustellen, das Klima, die Wasserressourcen und die Artenvielfalt zu schützen sowie die Produktivität und Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe zu steigern – großes Interesse. Regenerative Landwirtschaft hat das Potenzial, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Kohlenstoffbindung zu erhöhen, geht aber weit darüber hinaus.

Was siehst du als die Besonderheiten der landwirtschaftlichen Investitionen in Lateinamerika, was unterscheidet sie beispielsweise von europäischen Unternehmen?

Wir haben das Privileg, auf der ganzen Welt zu arbeiten. Der Großteil unserer Arbeit findet jedoch in Europa und Lateinamerika statt. Ich würde sagen, dass Lateinamerika das globale Kraftwerk in der Nahrungsmittelproduktion ist, das den größten Nettoüberschuss an Nahrungsmitteln in die Welt exportiert und noch mehr Wachstum vor sich hat.

Im Gegensatz dazu ist Europa, wenn man es als einen einzigen Markt betrachtet, der weltweit größte Lebensmittelverbrauchsmarkt, mit zahlreichen Trends in den Verbraucherpräferenzen. In gewisser Weise kann ich also sagen, dass sich die beiden Regionen sehr gut ergänzen können!

Basierend auf deinen Erfahrungen und deinem Wissen über Nachhaltigkeit, was machst du persönlich, um nachhaltiger zu leben?

Viele der Möglichkeiten im globalen Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor, nachhaltiger zu werden, wirken sich auch auf unser tägliches Leben aus. Wir beabsichtigen, mehr lokale Lebensmittel zu kaufen, um die lokalen Bauern zu unterstützen und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Wir versuchen außerdem, unseren Verpackungsmüll nach Möglichkeit zu reduzieren und bewusster mit den Lebensmitteln umzugehen, die wir kaufen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Wir versuchen auch, uns ausgewogen zu ernähren und mehr Hülsenfrüchte und Ballaststoffe zu verwenden. Es gibt definitiv noch mehr zu tun!

Und was ist deine Empfehlung für andere, die nachhaltiger sein möchten, sich aber unsicher über die Auswirkungen sind?

Nun, ich bin nicht der technische Experte, der auf Maßnahmen hinweisen kann, die mehr oder weniger Auswirkungen haben. Ich glaube, dass es großartig ist, mit kleinen Aktionen zu beginnen und sie zur Gewohnheit zu machen – und dann die nächste Sache anzugehen, und so weiter.

Was möchtest du noch mit der Komoneed-Gemeinschaft teilen? Was sollten die Kernerkenntnisse dieses Interviews sein?

Der Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor ist eine revolutionäre Industrie. Im Laufe der Zeit hat sich unsere Branche weiterentwickelt, um verschiedene Herausforderungen zu meistern.

Während wir dieses Jahrzehnt durchschreiten, wird erneut deutlich, dass Innovation, einschließlich technologischer Fortschritte, ein wichtiger Treiber für den Aufbau nachhaltigerer und effizienterer Lebensmittelproduktionssysteme sein wird.

Ich glaube, wir stehen am Anfang einer neuen Transformation, und dies wird vor unseren Augen geschehen. Lasst uns also proaktiv handeln und uns anschauen, was jeder von uns tun kann!

Vielen Dank, Roberto, für deine interessanten Einblicke!