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In Berlin gibt es rund zwei Millionen Wohnungen. Damit müsste es auch etwa zwei Millionen Kellerräume geben. Und wahrscheinlich lagern in Berliner Kellern mehrere Millionen Haushaltsgeräte, die wegen Defekten oder Schönheitsfehlern nicht mehr benutzt werden. Trotz ambitionierter Klimaziele ist Deutschland eine Wegwerfgesellschaft, die Unmengen an Elektroschrott produziert. Überraschend ist das nicht. Neukaufen ist meist günstiger als eine Reparatur. Und Rabatt-Aktionen wie der Black Friday drängen uns zudem dazu, selbst funktionierende Produkte zu ersetzen, nur weil sie schon ein paar Jahre alt sind.
Die Stadt Berlin möchte die Reparatur von Haushaltsgegenständen nun attraktiver und einfacher gestalten. Neben der Einführung eines Reparaturbonus wurde die Online-Plattform repami ins Leben gerufen. Auf dieser listet die Berliner Stadtreinigung zusammen mit der Handwerkskammer und der Stiftung „anstiftung“ ehrenamtliche Reparaturcafés und Reparaturwerkstätten. Da die Stadt Berlin bis zum Jahr 2030 – also in wenigen Jahren – abfallfrei werden möchte, sind derartige Angebote ein wichtiger Schritt hin zu einer „Zero-Waste-Stadt“.
repami bietet bereits über 150 Einrichtungen
Die kostenlose Plattform führt dabei im November 2024 bereits 156 Reparaturcafés und Werkstätten wie Schuster, Schneider:innen, Elektrogeschäfte und Co. Während Interessierte für die Dienste von Handwerker:innen zahlen müssen, sind Besuche in Reparaturcafés in der Regel kostenlos. Mitgebrachte Gegenstände kann man hier selbst reparieren und dabei Werkzeuge nutzen, die wohl in den meisten Haushalten fehlen. Darüber hinaus erhalten Nutzer:innen eine kostenlose Beratung, falls sie bei ihrer Reparatur nicht weiterkommen.
Da das Reparieren von Gegenständen mitunter komplex ist, konzentrieren sich die meisten Einrichtungen auf bestimmte Produktkategorien. Nutzende können die Einträge in repami daher anhand von Dutzenden Kategorien filtern. Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, sieht in dem neuen Netzwerk einen „wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zur Stärkung des Handwerks in unserer Stadt“.
Mit der Anbindung an das „Netzwerk Reparatur-Initiativen“ greift repami zudem auf eine zuverlässige Grundlage zurück. Das Vorbild der Stiftung „anstiftung“ sammelt bereits seit Jahren bundesweit ehrenamtliche Reparaturcafés. Darüber können Interessierte freie Termine anhand von Kalendern einsehen und sich über Kontaktinformationen mit den Betreiber:innen der Einrichtungen in Verbindung setzen.
Plattform verbindet gewerbliche Betriebe mit ehrenamtlichen Einrichtungen
Durch die Verknüpfung von Handwerk und Ehrenamt ist repami eine Besonderheit. Da hier sowohl kostenfreie als auch kostenpflichtige Angebote gelistet sind, liegt die Entscheidung bei den Nutzer:innen. Möchte man Geld investieren, um einen Gegenstand zu reparieren, oder lieber Zeit und ein bisschen Schweiß – hier hat man die Wahl.
Aber auch aiuf den Kosten für eine Reparatur müssen Berliner:innen nicht sitzen bleiben: Über den neuen Reparaturbonus bekommen Menschen, die Elektronikgeräte reparieren lassen, einen Teil der Reparaturkosten erstattet. Das Geld dafür stammt aus Senatsgeldern und lässt sich theoretisch auch bei Reparaturen über repami beziehen. Allerdings weisen einige Anbieter auf repami darauf hin, dass sie den Reparaturbonus aus zeitlichen Gründen nicht anbieten können. Das Berliner System ist so aufgebaut, dass der Bonus nachwirkend beantragt werden kann. Für Werkstätten entstehen dadurch Verwaltungsaufwände, die je nach Betriebsgröße nicht zu bewältigen sind. Hier erfährst du mehr über den Reparaturbonus und die Unterschiede zu Programmen anderer Länder: Berliner Reparaturbonus
Warum überhaupt reparieren?
Der Wasserkocher gibt den Geist auf und ein kurzer Check des Stromkabels und der Sicherung verrät: Hier liegt ein Defekt vor. Nun gibt es zwei Optionen: Reparieren oder neu kaufen.
Wasserkocher gibt es schon zu Preisen unter 20 Euro im Supermarkt. Danach kann ich mir sicher sein, dass der Wasserkocher einige Jahre lang funktioniert.
Aber: Die Herstellung selbst von einfacher Elektronik benötigt viel Energie, viele Ressourcen und setzt CO2 frei. Die meisten Elektronikprodukte werden im Ausland produziert und müssen nach Deutschland verschifft werden. Gleichzeitig ist auch Elektroschrott ein zunehmendes Problem.
Eine Reparatur ist bei einfachen Elektronikgeräten meist mit einem neuen Kabel oder einer neuen Sicherung erledigt. Wer nachhaltig leben möchte, sollte daher unbedingt reparieren!
repami ausprobiert: Wie intuitiv ist die Plattform?
Die Redaktion von RESET sitzt in Berlin und so konnten wir uns repami einmal genauer anschauen. Ziel war es dabei, ein Reparaturcafé zu finden, um unter Anleitung ein paar Knöpfe an Hosen zu ersetzen. Vorangegangene Selbstversuche hielten jeweils nur wenige Tage. Unser Ergebnis: Über repami lässt sich leicht Unterstützung finden.
Für Kleidung bietet die Plattform eine eigene Kategorie an. So konnten wir die richtigen Anlaufstellen in wenigen Sekunden finden. repami zeigt die Einrichtungen dann auf einer interaktiven Karte, sodass man sich bei der Suche am eigenen Wohnort orientieren kann. Alternativ bietet sie eine Liste der Reparaturcafés und Werkstätten anhand der Verfügbarkeit von Terminen an.
Praktisch ist dabei, dass Cafés und Werkstätten anhand von Farben getrennt sind. So bleiben die über 150 Einträge geordnet und man behält auch in dicht besiedelten Regionen den Überblick. In unserem Beispiel suchten wir ein Reparaturcafé und wurden dabei auf die Plattform „Netzwerk Reparatur-Initiativen“ umgeleitet. Hier gibt es ausführlichere Informationen zu den nächsten Terminen und Kontaktmöglichkeiten zu Ansprechpartner:innen.
Wie erfolgreich die Reparatur in einem Reparaturcafé am Ende ist, ist natürlich abhängig von den eigenen handwerklichen Fähigkeiten. Dementsprechend praktisch ist es, dass repami auch professionelle Werkstätten aufzählt. Bei erfolgreicher Vermittlung ist auf jeden Fall der ein oder andere Neukauf erstmal abgewendet.
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