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Gemeinsam gegen das Datenmonopol: Wie CorrelAid die Verfügbarkeit von Daten demokratisieren will

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10 Dez, 2024

This post was originally published on Reset

Paris soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, arbeitet daher seit 2014 an Maßnahmen, die Paris klima- und menschenfreundlicher machen. Obwohl die Lebensqualität in der Millionenstadt dadurch steigt, erlebt das Projekt „Paris 2025“ immer wieder Gegenwind aus der Wirtschaft. Und genau daran können wir gut beobachten, warum die Arbeit von Data-Scientists und von CorrelAid so wichtig ist.

CorrelAid ist ein eingetragener Verein, der den Zugang zu Daten in der Zivilgesellschaft demokratisieren will. Für Paris hat CorrelAid etwa eine interaktive Karte zur Verfügbarkeit von Fahrradparkplätzen erstellt. Seit einigen Monaten sind die Daten frei im Netz zugänglich und können damit für weitere nachhaltige Maßnahmen in Paris als kostenlose Grundlage genutzt werden. Viele Impulse aus der Zivilgesellschaft scheitern bereits an diesem sehr frühen Schritt.

Freie Daten für weniger Ungleichheit

CorrelAid arbeitet mit einem dezentralen Netzwerk aus Data-Scientists zusammen, die sich ehrenamtlich für Projekte engagieren. Beanspruchen können deren Know-how vor allem Vereine, Initiativen und Non-Profit-Organisationen. Die Idee dabei: Denjenigen Akteur:innen zu helfen, die sich eigene Datenerhebungen nicht leisten können. Oder die Probleme bei der Auswertung bereits erhobener Daten haben.

Nevena Nikolajević von CorrelAid sieht den „größten Hebel und die größte Verantwortung für die Klimawende nicht bei den einzelnen Verbraucher:innen, sondern bei der Politik und großen Konzernen.“ Gerade deshalb müssten „Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft versuchen, durch Lobbyarbeit einen Einfluss auf politische Entscheidungsträger:innen oder große Konzerne“ zu nehmen.

Gerade in Bezug auf die Verfügbarkeit von Daten gebe es hier allerdings ein Ungleichgewicht. Die finanziell besser aufgestellten Konzerne und Lobbyisten haben mehr Macht auf den Diskurs. Und so würden hochwertige Daten und deren Auswertung zu einer „entscheidenden Grundlage werden, um sich gegen stärkere Akteure mit ‚teilweise gefärbten‘ Fakten“ durchsetzen zu können“, so Nikolajević.

Kurz gesagt: Wer die überzeugendsten Daten vorzeigen kann, der hat einen größeren Einfluss auf Entscheidungsträger:innen. Und das oft ungeachtet dessen, ob diese Daten auch tatsächlich zuverlässig erhoben und sinnvoll ausgewertet wurden.

Frei verfügbare Datensätze wie die Parkplatzdaten in Paris können Organisationen und Vereinen, die Interessen wie Klimaschutz oder bessere Lebensbedingungen vertreten, bei ihrer Arbeit helfen. Gleichzeitig können viele Ressourcen nur auf Grundlage zuverlässiger Daten überhaupt sinnvoll eingesetzt werden.

Wie erhalten Organisationen Hilfe von CorrelAid?

Einen Erstkontakt mit dem CorrelAid-Team gebe es laut Nevena Nikolajević in der Regel über die Datensprechstunde. Zu dieser können sich Interessierte bei einem kostenfreien Beratungstermin anmelden. Hier ließen sich in der Regel bereits die wichtigsten Fragen zu den Daten und deren Interpretation klären. Falls sich noch Themen offen seien, gebe es zudem die Möglichkeit, eine weitere Sprechstunde zu vereinbaren. Bei Bedarf werde die entsprechende Organisation oder der Verein zudem weiter vernetzt, um die eigene Herausforderung lösen zu können.

CorrelAid nimmt in vielen Fällen also erst einmal eine beratende Rolle ein. Allerdings ergebe sich aus manchen Gesprächen aber auch ein neues Data4Good-Projekt. Hierbei unterstützt CorrelAid die Organisationen, die Herausforderungen gemeinsam mit dem eigenen Team anzugehen.

Du kennst dich mit Daten aus? So kannst du CorrelAid unterstützen

Neben einem festen Team an Mitarbeitenden arbeitet CorrelAid mit Freiwilligen zusammen. Wenn du dich also mit der Analyse von Daten auskennst, kannst du den Verein als ehrenamtliche:r Mitarbeiter:in unterstützen.

Nevena Nikolajević von CorrelAid nennt als Voraussetzung hierfür erst einmal den Spaß an der Arbeit mit Daten. Dann gebe es verschiedene Möglichkeiten und Bereiche, in denen man sich ehrenamtlich engagieren könne.

Offene Daten richtig eingesetzt: StadtNavi herrenberg

Welche Macht in offenen Daten steckt, zeigt das Stadtnavi Herrenberg. Im Rahmen unseres Sonderthemas „Mobilitätswende: Multimodal und gut vernetzt“ haben wir mit Jana Ziegler vom stadtnavi Herrenberg gesprochen.

Die kostenfreie Navigationssoftware stellt eine Alternative zu Google, Apple und Co. dar und ist auf die Bedürfnisse der Bürger:innen und die Anforderungen und Angebote der Region zugeschnitten. Der Clou: Da das stadtnavi frei verfügbare Daten sinnvoll kombiniert, entsteht sowohl für die Nutzer:innen als auch für die Verkehrsbetriebe ein Mehrwert. Gleichzeitig schützen die Entwickler:innen die persönlichen Daten der Nutzenden.

Hier geht’s zum ganzen Interview.

Einerseits können Interessierte sich als Volunteers in Data4Good-Projekten engagieren. Dabei bilden jeweils drei bis acht Freiwillige ein Team und unterstützen gemeinnützige Organisationen und Initiativen bei ihrer Arbeit mit Daten. Auch Neuanfänger:innen können sich auf Trainee-Stellen bewerben und einen Einstieg in die Arbeit bekommen.

Andererseits können Interessierte CorrelAid auch bei der Koordination von Projekten unterstützen. Dabei arbeite man nicht inhaltlich an einem Projekt, sondern unterstützt das Unternehmen dabei, neue Projekte auf den Weg zu bringen.

Zusätzlich gebe es Volunteer-Stellen im Bildungsbereich, die Arbeit als Mentor:in im Mentoring-Programm, das Gründen oder der Beitritt in einer Lokalgruppe und viele weitere Anknüpfungspunkte zum Verein. Bei Interesse gibt es auf der Homepage von CorrelAid Kontaktmöglichkeiten.

Was ist mit den Daten aus Paris passiert?

Kommen wir noch einmal zurück auf das Beispiel aus Paris. CorrelAid hat auf unsere Anfrage bei den Partner:innen des Projekts nachgefragt, um herauszufinden, wofür die Daten letztendlich verwendet wurden. Die Antwort: Man sehe die Ergebnisse als „interessante visuelle und methodische Herangehensweise“. Projekte dieser Art würden sie zudem dazu anregen, „Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.“

Das klingt sehr danach, dass die Daten bisher nicht dafür genutzt wurden, um die Verfügbarkeit von Fahrradparkplätzen in den kritischen Gebieten zu verbessern. Und damit ist das Beispiel aus Paris eigentlich ein Parade-Beispiel, das den Vorteil frei verfügbarer Daten zeigt. Auch wenn sie ihr eigentliches Ziel nicht erfüllen, können Anwohnende oder lokale Vereine einen Nutzen aus ihnen ziehen, da die Informationen frei im Internet zugänglich sind. Unabhängig von der Organisation, die die Daten erhoben hat, kann sich ein Bürgerbegehren oder eine Initiative die Daten zunutze machen, um die Mobilitätswende in Paris voranzutreiben. Und das ist ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit, den es ohne den gemeinnützigen Ansatz von CorrelAid ziemlich sicher nicht gegeben hätte.

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