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Weniger Manipulation von Inhalten, keine Sortierung über Algorithmen und vielfältigere Communities – dezentrale soziale Netzwerke bieten etliche Vorteile! Der Wechsel kann aber zunächst ein wenig ungewohnt sein. Muss ich direkt Teil des „Fediverse“ sein, was ist das überhaupt und mit welchen Servern sollte ich starten?
In diesem Ratgeber klären wir die wichtigsten Fragen rund um den Wechsel zu dezentralen sozialen Netzwerken. Willst du dich erstmal über das Thema informieren, gibt es bei RESET bereits einen Ratgeber zu dezentralen Netzwerken. Dort stellen wir unter anderem Mastodon, PeerTube und Pixelfed genauer vor.
Alte Netzwerke sicher und völlständig verlassen
Soziale Netzwerke wie Instagram oder das inzwischen als „X“ bekannte Twitter stehen immer wieder in der Kritik. Viele Nutzer:innen sind daher zu Alternativen gewechselt, haben dabei aber eine wichtige Sache vergessen: Das Löschen ihrer alten Accounts inklusive des Aufrufs, bereits gesammelte Daten löschen zu lassen.
Denn in Deutschland und Europa genießen wir den Vorteil, dass Unternehmen bestimmten Löschpflichten unterliegen. Diese sind Teil des „Rechts auf Vergessenwerden“, welches wiederum Teil der DSGVO ist. Personenbezogene Daten müssen ganz grundlegend nach ihrem ursprünglichen Verarbeitungszweck gelöscht werden. Unternehmen müssen Daten zudem auch dann löschen, wenn Personen ihre Einwilligung widerrufen.
Was genau ist das „Recht auf Vergessenwerden“?
Der Artikel 17 der DSGVO beschreibt das „Recht auf Löschung“ oder das „Recht auf Vergessenwerden“.
Demnach haben betroffene Personen das Recht, von Verantwortlichen zu verlangen, dass personenbezogene Daten, die sie betreffen, unverzüglich gelöscht werden.
Gleichzeitig sind betroffene Personen unter anderem dazu verpflichtet, personenbezogene Daten zu löschen, wenn:
- sie nicht mehr benötigt werden
- die betroffene Person ihre Einwilligung zurückzieht
- die betroffene Person Widerspruch gegen die Verarbeitung einlegt und keine Gründe für die Verarbeitung mehr vorliegen
- die personenbezogenen Daten unrechtmäßig verarbeitet wurden
Mehr Informationen über das Recht auf Löschung gibt es im Klartext der DSGVO auf der Seite DSGVO-Gesetz.
Für Bürger:innen der EU gilt also: Wir können Unternehmen auffordern, unsere personenbezogenen Daten zu löschen. Die Verbraucherzentrale NRW bietet hierzu ein vorgefertigtes Schreiben, das Interessierte kostenfrei herunterladen können.
Sich konsequent von einem sozialen Netzwerk zu verabschieden, bedeutet also: Löschen des eigenen Accounts und anschließendes Beantragen der Löschung personenbezogener Daten. Die Löschung alter Accounts kann aber auch negative Folgen haben. Unseren Kontakten wird ein gelöschtes Konto womöglich nicht mehr angezeigt – das ist besonders beim Wechsel auf faire und nachhaltigere Messenger ein Problem.
Daher kann es durchaus auch sinnvoll sein, nicht mehr genutzte Social-Media-Accounts als Weiterleitung zu einem neuen Netzwerk zu nutzen. Die Initiative „ByeByeElon“ bietet etwa eine Sammelseite mit Gründen, warum Unternehmen nicht mehr auf dem Kurznachrichtendienst „X“ vertreten sein wollen. Diesen Link können Interessierte in ihrem Profil verlinken und dort auch Informationen über neue Dienste hinterlegen. So laufen geknüpfte Kontakte nicht ins Leere, wenn sie einen alten Social-Media-Kanal aufsuchen.
So gelingt der Start bei Mastodon, PixelFed und Co.
Der Wechsel zu einem dezentralen sozialen Netzwerk gelingt am besten über das Fediverse. Hierbei handelt es sich um ein föderiertes Netzwerk aus verschiedenen Plattformen, die miteinander interoperabel sind. Mastodon, Pixelfed, PeerTube und viele weitere Plattformen nutzen beispielsweise dasselbe Protokoll und können so mit denselben Login-Daten genutzt werden. Mit dem Mastodon-Account von RESET können wir also auch Bilder bei Pixelfed posten – und anders herum.
Ein Vorteil dezentraler Netzwerke ist daher auch: Wir können uns frei aussuchen, auf welchem Server wir unseren Account anlegen. Die Dienste Mastodon, Pixelfed, PeerTube und Co. betreiben jeweils eigene Server. Da diese beim Erstellen eines neuen Accounts voreingestellt sind, tummeln sich hier in der Regel die meisten Nutzer:innen. Wer seinen Account aber lieber in einer Community anlegen möchte, zu der er oder sie sich dazugehörig fühlt, bringt das keine Nachteile mit. Denn unabhängig vom gewählten Server können später auch die Inhalte anderer Instanzen eingesehen werden.
Dasselbe gilt für die Plattformen, die Teil des Fediverse sind. Erstellen Nutzer:innen einen Account bei Mastodon, können sie anschließend auch auf die Server von Pixelfed zugreifen. Diese Interoperabilität ist ein großer Vorteil des Verbunds aus dezentralen Netzwerken. Denn so müssen Nutzende Daten wie die E-Mail-Adresse nur einmal angeben – und sich entsprechend auch nur ein Passwort merken.
Nachhaltige Nutzung über Eigeninitiative möglich
Ein besonderes Potenzial bieten dezentrale Netzwerke noch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Neben sozialer und politischer Nachteile bringen die Plattformen der Big-Tech-Unternehmen auch einen hohen Energie- und Wasserverbrauch mit sich. Das liegt einerseits an größeren Datenmengen, die Instagram, Facebook und Co. aufgrund ihres auf dem Verkauf von Nutzungsdaten basierenden Geschäftsmodell anfallen. Außerdem integrieren sie inzwischen KI-Features und kommen mit einer Reihe an Trackern und Werbeeinblendungen. Diese sind energieintensiv und steigern den digitalen CO2-Fußabdruck, wie Jens Gröger vom Ökoinstitut uns im Interview verriet.
Wie sehen Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung aus?
Die digitale Welt wird zu einem immer größeren Problem für Umwelt und Klima. Doch es gibt viele Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung – wir haben sie recherchiert!
So schrumpfst du deinen digitalen CO2-Fußabdruck und trägst zu einer zukunftsfähigen digitalen Welt bei: Digital und grün
Andy Piper von Mastodon geht hingegen davon aus, dass dezentrale Netzwerke in Zukunft keine energieaufwändige KI-Integration vollziehen werden. Und selbst wenn sich das als Trugschluss herausstellt, können Nutzende die Plattformen aufgrund von Open-Source anpassen. Darüber hinaus gibt es bei Mastodon, Pixelfed und Co. keine Werbung, die aufwändig getrackt werden muss.
Und Universitäten, Instiutionen und nachhaltige Initativen können eigene Instanzen auf grünen Servern betreiben. Eine Hochschule, die ihre Energie aus erneuerbaren Quellen bezieht, kann etwa über das dezentrale PeerTube Lehrinhalte auf lokalen Servern hosten. Nutzt sie hingegen YouTube oder eine Alternative, haben sie auf den Betrieb der Serverfarmen keinen Einfluss.

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers „Digital und grün – Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung“, in dessen Rahmen wir Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung vorstellen. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Projektförderung!
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