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Datenspenden: Wie unsere digitalen Spuren der Gesellschaft zu Gute kommen

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11 März, 2025

This post was originally published on Reset

Die meisten Menschen wissen, dass Unternehmen unsere Daten sammeln. Jedes „Gefällt mir“ auf Instagram, jede Suche auf Google und jeder Schritt, der von einer Fitness-App aufgezeichnet wird, generiert Daten. Diese Daten wiederum sind die Basis vieler Geschäftsmodelle. Nur wenige Menschen wissen jedoch, dass sie ein Recht auf Zugang zu diesen Daten haben und sie anonym für wohltätige und wissenschaftliche Zwecke spenden können. Damit können Datenspenden eine Möglichkeit für Einzelpersonen sein, ihre Daten für soziale Zwecke und die Forschung freizugeben.

Big Business mit Daten

Technologiegiganten wie Google, Facebook und Amazon sammeln riesige Mengen an Nutzerdaten. Diese Daten geben ihnen Einblicke in unsere sozialen Verbindungen, Interessen, Einkäufe und Bewegungen. Sie sind für Werbetreibende und Technologieunternehmen von immensem Wert und bringen ihnen risiege Geldsummen ein. So belaufen sich die Werbeeinnahmen von Google im Jahr 2024 voraussichtlich auf 81 Milliarden US-Dollar. Und allein vier der größten Unternehmen der Welt – Netflix, Tesla, Google und Amazon – erzielen mit diesen Daten einen Jahresumsatz von insgesamt 907 Milliarden US-Dollar.


data donation



Die größten Technologieunternehmen der Welt verdienen Milliarden mit den Daten ihrer Nutzer:innen.

An der Spitze stehen damit einige wenige, die den eigenen Profit über den Planeten stellen. Daher sind strengere Datenschutzmaßnahmen – an erster Stelle eine politische Herausforderung – unerlässlich, um zu verhindern, dass unsere Informationen missbraucht werden. Außerdem können Daten auch für das Gemeinwohl eingesetzt werden. Wenn wir uns fragen, wie Daten zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt werden können, anstatt zu fragen, wie viel Geld damit verdient werden kann, haben sie ein enormes Potenzial.

Daten für das Gute? Das ist möglich

Auch Forschungseinrichtungen, gemeinnützige Organisationen und politische Entscheidungsträger:innen benötigen Daten, um nützliche Forschungsergebnisse oder Dienstleistungen anbieten zu können. Offene Daten sind ein gutes Beispiel dafür. Aktuelle Informationen über den Verkehr sind für Hunderte von Apps verantwortlich, die wir täglich in Städten nutzen. Ohne unsere Daten könnten Apps, die viele von uns täglich nutzen, wie Google Maps oder Open Street Map, nicht funktionieren.

Daten über Kaufverhalten, Gesundheitsüberwachung oder Medienkonsum können äußerst wertvoll sein – wenn sie einvernehmlich gespendet werden und in den richtigen Händen sind. Mit ihnen kann beispielsweiseg untersucht werden, wie Suchmaschinen das Wahlverhalten beeinflussen oder ob Aktivitäten in sozialen Medien Frühwarnzeichen für Depressionen sein können. Durch die Öffnung des Zugangs zu den digitalen Spuren unserer Online-Erfahrung sind Datenspenden eine Möglichkeit, das Wissens weg von den Technologiegiganten und hin zum Gemeinwohl zu verlagern.

Anstatt jedoch Daten für diese Zwecke zur Verfügung zu stellen, haben die großen Plattformen in den letzten Jahren die Beschränkungen verschärft. Infolgedessen verfügen die Unternehmen selbst über exklusives Wissen über unser digitale Verhalten. Regulierungsbehörden und Forschende erhalten dagegen nur begrenzte Einblicke.

Eine neue Machtverschiebung in unseren Datenrechten

Das wachsende Bewusstsein für Datenschutz und Nutzerrechte hat in den letzten Jahren zu wichtigen Fortschritten in der Gesetzgebung geführt. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das revidierte Schweizer Datenschutzgesetz (revDSG) verankern Rechte wie den Zugang zu personenbezogenen Daten und die Datenübertragbarkeit. Diese Gesetze ermöglichen es den Nutzer:innen, ihre Daten in einem maschinenlesbaren Format, wie zum Beispiel Data Download Packages (DDPs), anzufordern und herunterzuladen.


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Nutzerdaten können Wissenschaftler:innen dabei helfen, zu erforschen, wie Demokratien und das Wahlverhalten durch das Internet beeinflusst werden.

Diese Dateien, die die digitale Historie der Nutzer:innen enthalten, können dann zum Beispiel mithilfe spezieller Tools wie dem Data Donation Module sicher und anonymisiert übertragen werden.

„Dein Feed, Deine Wahl.“ – Wie politisch ist dein TikTok?

Das Data Donation Module (DDM) ist eine Open-Source-Webanwendung, die im Data Donation Lab entwickelt wurde. Die Anwendung zielt vor allem darauf ab, die Sammlung von Datenspenden für die akademische Forschung zu erleichtern. Seit Februar 2025 führt das Data Donation Lab zum Beispiel gemeinsam mit dem Weizenbaum-Institut sowie Journalist:innen des Bayerischen Rundfunks und der Stuttgarter Zeitung die Datenspendenstudie „Dein Feed, Deine Wahl – Wie politisch ist dein TikTok?“ durch.

Darin will das Team untersuchen, auf welche politischen Kanäle deutsche Nutzer:innen auf TikTok stoßen und wie sich dies auf das Wahlverhalten auswirkt. Über das Data Donation Module können Nurtzer:innen ihre TikTok-Feeds spenden.

Für die Auswertung sind die Forschenden u. a. daran interessiert, welche Inhalte sich die Nutzer:innen auf TikTok angeschaut haben bzw. welche Inhalte angezeigt wurden, wie die Nutzer:innen interagieren und wem die Nutzer:innen folgen. Nicht erhoben werden Daten, die eine Person oder einen Account unmittelbar identifizieren können. Außerdem werden die anonymisierter Daten auf einem sicheren Server DSGVO-konform gespeichert und ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet.

Über die Webanwendung DDM können die Forschenden das Datenspendenprojekt erstellen, verwalten und überwachen. Die datenschutzorientierte Anwendung schützt dabei sensible Informationen und ermöglichen es Forschenden gleichzeitig, das digitale Verhalten in der realen Welt zu analysieren.

Da die Anwendung als Open-Source-Lösung entwickelt wurde, steht sie auch anderen Forschenden frei zur Verfügung und lässt sich an verschiedene Projekte anpassen.

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Wie sehen Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung aus?

Die digitale Welt wird zu einem immer größeren Problem für Umwelt und Klima. Doch es gibt viele Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung – wir haben sie recherchiert!
So schrumpfst du deinen digitalen CO2-Fußabdruck und trägst zu einer zukunftsfähigen digitalen Welt bei: Digital und grün

Überwindung von Barrieren für Datenspenden

Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Menschen grundsätzlich dazu bereit sind, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Trotz ihres Potenzials werden Datenspenden jedoch nach wie vor zu wenig genutzt und zu wenig erforscht. Ein geringes öffentliches Bewusstsein und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes tragen dazu bei. Viele Nutzer:innen empfinden die Weitergabe von Daten als kompliziert oder befürchten einen Missbrauch ihrer Informationen. Sensibilisierungskampagnen, bürgerwissenschaftliche Initiativen und Informationsveranstaltungen könnten dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Wenn diese Hindernisse überwunden werden, hat die Datenspende das Potenzial, die wissenschaftliche und soziale Forschung voranzubringen. Die gespendeten Daten können unabhängige Einblicke in unser komplexes digitales Verhalten bieten – über das hinaus, was uns Unternehmen zu sehen erlauben. Indem wir die Kontrolle über unsere Daten übernehmen und uns dafür entscheiden, sie zum Wohle der Allgemeinheit zu teilen, tragen wir dazu bei, dass alle – nicht nur die Technologiegiganten – von den Daten der digitalen Gesellschaft profitieren.

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Dieser Artikel ist Teil des Dossiers „Digital und grün – Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung“, in dessen Rahmen wir Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung vorstellen. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Projektförderung!

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