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Aus natürlichen Materialien: Neuer Baustoff für mehr Nachhaltigkeit und gegen Schimmel

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06 Feb., 2025

This post was originally published on Reset

Denken wir an nachhaltige Gebäude, steht ein geringer CO2-Fußabdruck meist im Mittelpunkt. Doch die Umweltbelastung von Materialien ist nur ein Teil des Problems. Die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, haben einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Luftqualität, Feuchtigkeit, Licht und Komfort beeinflussen unser tägliches Leben stärker, als uns bewusst ist. Studien deuten darauf hin, dass die Konzentration von Schadstoffen in Innenräumen – etwa durch Haushaltsprodukte und schlechte Belüftung – zunimmt. Und das kann mitunter zu erheblichen Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen, Herzkrankheiten und kognitiven Defiziten führen.

Gleichzeitig ist der Bausektor einer der größten Energieverbraucher in Europa. Liegt die Zukunft des Bauwesens also in Materialien, die sowohl klima- als auch menschenfreundlich sind? Und kann sich die Branche schnell genug anpassen, um die Klimaziele in Europa zu erreichen?

Forschende an der ETH Zürich sind davon überzeugt. Sie haben ein Biokomposit-Material entwickelt, das Ton mit Abfallfasern kombiniert. Daraus entsteht ein Baumaterial, das nicht nur umweltfreundlich ist. Es soll auch die Luftqualität in Räumen verbessern. Da das Material mit seiner porösen Struktur Feuchtigkeit aufnehmen kann, reguliert es die Luftfeuchtigkeit in Räumen ganz von selbst. Dadurch werden energieintensive Be- und Entfeuchter überflüssig. Gleichzeitig sinkt die Gefahr der Schimmelbildung – ein häufiges Problem in vielen modernen Gebäuden.

Ein Biokomposit-Material auf dem Weg zum Kreislauf-Design

Das neuartige Material verbessert nicht nur das Raumklima, es ist auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft rückbaubar. Die Forscher:innen haben es so konzipiert, dass es sich leicht zerlegen und wiederverwenden lässt. Wird ein Gebäude abgerissen oder umgebaut, kann der Baustoff also wiederverwendet werden. Zirkuläre Gebäude könnten das Abfallproblem des Gebäudesektors stark abschwächen. Schätzungen zufolge fielen durch den Bausektor bis 2025 weltweit 2,2 Milliarden Tonnen Abfall an.

Magda Posani ist Assistenzprofessorin für Bauphysik an der Aalto-Universität in Finnland. Sie leitete die Untersuchung der hygroskopischen Eigenschaften des Materials an der ETH Zürich. Dabei wies sie auf die möglichen Auswirkungen derartiger Materialien hin: „Wir konnten anhand numerischer Simulationen nachweisen, dass die Bauelemente die Feuchtigkeit in stark beanspruchten Innenräumen deutlich reduzieren können.“

Können nachhaltige Materialien mit der steigenden Nachfrage Schritt halten?

Innovationen wie das neue Biokomposit-Material sind zwar sehr vielversprechend. Sie werfen aber immer wieder Frage nach der Skalierbarkeit und der Akzeptanz in der Baubranche auf. Das Bauwesen ist eine überraschend schnelllebige Branche. Die Integration neuartiger Materialien erfordert daher oft die Überwindung von Kostenbarrieren, technischen Herausforderungen und regulatorischen Hürden. Bei RESET haben wir etwa bereits über 3D-Druckprojekte geschrieben, die auf den ersten Blick sehr vielversprechend sind. Ihre Verbreitung ist aber nach wie vor sehr gering. Eines der Ergebnisse unseres Greenbooks zur Gebäudewende ist daher, dass es für mehr Nachhaltigkeit auch mehr poltischen Druck geben muss.

Bei der Nachhaltigkeit im Bauwesen geht es also nicht nur um die Entwicklung neuer Materialien. Es geht vielmehr um die Transformation des ganzen Sektors im Sinne der Umwelt und der Gesundheit der Menschen. Aktuell stehen hier noch zu sehr kurzfristige Gewinne im Vordergrund.

Gebäude sind ein CO2-Schwergewicht: Das Bauen, Wärmen, Kühlen und Entsorgen unserer Häuser hat einen Anteil von rund 40 Prozent an den CO2-Emissionen Deutschlands. Unsere Klimaziele erreichen wir nur, wenn diese Emissionen massiv gesenkt werden.

Wie aber gelingt die nachhaltige Transformation der Gebäude und welche Rolle spielen digitale Lösungen dabei? Das RESET-Greenbook gibt Antworten: Gebäudewende – Häuser und Quartiere intelligent transformieren

Es gibt aber auch vielversprechende Entwicklungen in diesem Bereich. Im Jahr 2020 verabschiedete die Europäische Kommission einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft (CEAP). Dieser schreibt neue Bedingungen für die Produktion von Waren und Materialien vor, die stärker im Sinne einer Kreislaufwirtschaft gestaltet sind. So soll „Abfall vermieden werden und die verwendeten Ressourcen so lange wie möglich in der EU-Wirtschaft verbleiben“.

Während Städte wachsen und der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt, bekommen wir durch Lösungen wie Biokomposit-Materialien einen Eindruck davon, wie Gebäude in Zukunft aussehen könnten. Aber egal, wie sie aussehen – sie müssen besser für den Planeten und für die Menschen sein, die in ihnen leben.

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