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OneClimate: Das „Duolingo“ für den Klimaschutz?

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17 Aug, 2024

This post was originally published on Reset

Die Startseite der OneClimate-App zeigt bunte Quadrate vor einem strahlend weißen Hintergrund. Jedes Quadrat enthält eine Handlungsempfehlung, die von einem entsprechenden Emoji begleitet wird. Klickt man darauf, gelangt man zu einem neuen Abschnitt der App und wird dazu aufgefordert, den eigenen CO2-Fußabdruck zu berechnen. Oder man wischt bequem durch seine zehn täglichen Tipps für einen besseren Klimaschutz. So sammeln Nutzer:innen mit der Zeit Punkte, erweitern ihren „Streak“ – also aufeinanderfolgende Tage, an denen sie OneClimate genutzt haben – und erhalten den Dopamin-Kick, den wir von unserer Handynutzung gewohnt sind. Anders als bei Instagram, TikTok und Co. sollen wir dabei aber unserem Planeten helfen.

Simon Bail hat seine App mit dem Ziel gegründet, das „Duolingo des Klimaschutzes“ zu programmieren. Die im August 2023 gestartete App konnte inzwischen bereits 100.000 Nutzer:innen ansammeln und war in diesem Jahr die am häufigsten heruntergeladene Klima-App in Deutschland. Aber kann die App mit ihrem farbenfrohen Design und der benutzungsfreundlichen Oberfläche auch die Wirkung erzielen, die sich OneClimate erhofft?

OneClimate will durch „Gamification“ zum Handeln motivieren

„Was ich an Duolingo so liebe, ist, dass die App etwas Schwieriges in eine Erfahrung verwandelt, die man jeden Tag gerne wiederholt“, sagt Bail. „Die Verwendung von Duolingo macht Spaß und hat einen übergeordneten Zweck – warum gibt es so etwas also nicht auch für den Klimaschutz?“

OneClimate bittet Nutzer:innen zunächst darum, Daten zu Ihrem Lebensstil einzugeben. Daraus kann die App dann den individuellen CO2-Fußabdruck berechnen. Anschließend erhält man einen Wert, der sich mithilfe der Tipps reduzieren lässt. Je kleiner die Zahl, desto umweltfreunlicher ist der eigene Lebensstil, so die einfache Formel. „Swiped“ man täglich durch zehn Nachhaltigkeits-Tipps (Bail erwähnt hier auch Tinder als Inspiration, die Dating-App, die das „Swipen“ populär gemacht hat), hilft man diesem Wert ebenfalls. Die Tipps reichen dabei vom Kauf eines Refurbished-Smartphones bis zum nachhaltigen Heizen des eigenen Hauses. Dabei sind sie leicht verständlich und jeweils mit „Klimapunkten“ versehen. Wenn Nutzer:innen bei einem Tipp nach rechts wischen und damit anzeigen, dass sie diesen bereits in Ihren Lebensstil integriert haben, werden diese Punkte zur Gesamtpunktzahl hinzugefügt.

Die App verfügt auch über eine „Streak-Funktion“, die den Nutzer:innen eine Reihe klimafreundlicher Aktionen präsentiert. Diese reichen von „Ich habe heute keine Lebensmittel verschwendet“ (geringer Aufwand – und entsprechend 10 Punkte) über „Ich habe mein Auto gegen das Fahrrad/den Fußweg eingetauscht“ (mittlerer Aufwand; 20 Punkte) bis hin zu „Ich habe ein Regenwassersammelsystem installiert“ (hoher Aufwand; 40 Punkte). Die Nutzenden können jeweils abhaken, was sie erreicht haben. Dadurch können sie nachverfolgen, wie lange sie die positive Veränderung bereits aufrechterhalten konnten.

OneClimate möchte ein „kollektiver Strom der Veränderung“ werden

Nehmen wir an, ein:e Nutzer:in integriert die Tipps von OneClimate in sein oder ihr Leben. Freund:innen werden dann womöglich bemerken, wenn die Person beim Abendessen eine vegetarische oder vegane Option wählt. Oder Mitbewohner:innen könnten nachfragen, warum die Person Regenwasser sammelt, um damit ihre Pflanzen zu gießen. Eventuell würden auch Kolleg:innen im Büro bemerken, dass statt dem Auto viel häufiger das Fahrrad für den Arbeitsweg verwendet wird. Natürlich funktioniert das nur zwischen Menschen, die OneClimate installiert haben.

Laut Bail entsteht dadurch ein „kollektiver Strom des Wandels“. Die Handlungen einer einzelnen Person „pflanzen dabei einen Samen bei Mitarbeiter:innen, Nachbar:innen und Familienmitgliedern“. Bail erklärt, dass dieses Prinzip auf dem „CO2-Handabdruck“ basiere, der anders als der CO2-Fußabdruck die „nicht messbaren positiven Veränderungen abbildet, die Menschen in die Welt bringen, wenn sie andere Personen [zu Klimaschutzmaßnahmen] inspirieren“.

Sollten Einzelne sich für Klimaschutz verantwortlich fühlen?

Das Konzept von OneClimat ist spannend – aber übt es dabei nicht zu viel Druck auf Einzelne aus, wo doch etwa Regierungen und Unternehmen die Hauptschuld an der Zerstörung unseres Planeten tragen?

Simon Bail glaubt das nicht. „Je sensibler man für Umweltthemen ist, desto eher ist man auch dazu bereit, Petitionen zu unterschreiben und Lobbyarbeit bei Politiker:innen zu leisten“. Und er nennt noch ein weiteres Beispiel: Auch wenn die grüne Energiewende von Politiker:innen abhängt, müssen die Menschen akzeptieren, dass sie etwa ihre Heizungssysteme im Eigenheim modernisieren müssen. „Es gibt eine Dynamik zwischen individuellen und systemischen Elementen“, führt Bail fort. „Indem wir so viele Ideen wie möglich in die Köpfe der Menschen bringen, entwickeln wir eine Kultur, die Nachhaltigkeit fördert. Und das kann sich wiederum in einen politischen Antrieb für Veränderungen verwandeln.“

Währenddessen scrollen und swipen die Nutzer:innen von OneClimate fleißig weiter durch die App. Sie sammeln „Streaks“ und Punkte und integrieren die Klima-Tipps in ihr tägliches Leben. „Klimaschutz kann entmutigend sein“, sagt Bail abschließend. „Wir wollen [Klimaschutz] von etwas, das Druck, Sorgen und Ängste auslöst, in etwas verwandeln, das Freude macht.“

Auch bei RESET haben wir einige Klimaschutz-Tipps gesammelt. Wer im Alltag mehr für die Umwelt tun möchte, findet über den Link einen Artikel mit einer praktischen Auswahl an Hilfestellungen!

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